Unverfälschtheit des Koran

Unverfälschtheit des Koran

„Sie sollten sich doch gründlich Gedanken über den Koran machen! Wenn er von einem anderen als Gott wäre, würden sie darin viele Unstimmigkeiten finden.“ (Koran 4:82)

„Und das Wort deines Herrn ist in Wahrheit und Gerechtigkeit vollendet worden. Keiner vermag Seine Worte zu ändern, und Er ist der Allhörende, der Allwissende.“ (Koran 6:115)

„Wahrlich, Wir Selbst haben diese Ermahnung herabgesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein.“ (Koran 15:9)

Die Geschichte des Koran

Wie ist der Koran entstanden?
Die ersten Worte des Koran wurden in der sogenannten „Nacht der Bestimmung“ im Jahre 610 n. Chr. dem Propheten Mohammed offenbart, wobei sich der Prophet in eine Höhle zum Nachdenken zurückgezogen hatte als ihm plötzlich der Erzengel Gabriel (Dschebril) erschien und ihm im Auftrag Gottes befahl:

„Lies! Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen. Lies! Im Namen deines Herren der erschaffen hat den Menschen aus einem Blutklumpen. Lies! Dein Herr ist der Edelmütigste, der durch das Schreibrohr gelehrt hat den Menschen was er nicht wusste."

Mit diesen Worten beginnt die Sure 96 des heutigen Koran, denn der Prophet wurde nach Beendigung der Offenbarung dazu angewiesen, die Kapitel in einer von Gott gewollten Reihenfolge anzuordnen, wobei sich die kürzeren Suren am Ende befinden und die längeren am Anfang.

In einem Zeitraum von 22 Jahren folgten dann die restlichen Offenbarungen. Insgesamt sind es 114 Kapitel.

Manche Stellen des Koran sind zu bestimmten Ereignissen im Leben des Propheten niedergesand worden und sind im geschichtlichen Zusammenhang zu verstehen, wieder andere sind allgemein zu verstehen.
Zur Zeit der ersten Offenbarung war Mohammed 40 Jahre alt und lebte in einer Gesellschaft, in welcher der Götzenglaube und Aberglaube weit verbreitet war. Auch Mohammed‘s Eltern gehörten zu den Leuten, die an mehrere Götter glaubten.

Des Weiteren war der Prophet nicht des Lesens und Schreibens kundig, weswegen er dem Erzengel Gabriel, als dieser ihm bei der allerersten Offenbarung befahl „Lies!“ von Ehrfurcht und Angst gepackt antwortete: „Ich kann nicht lesen!“

Der Koran stellt für die Muslime das heilige, unmittelbare und unverfälschte Wort Gottes dar.

Gott erklärt im Koran, dass er vor dem Koran bereits die Thora (das alte Testament, Buch der Juden) und  danach das Evangelium (das neue Testament, Buch der Christen) den Menschen herabsandte. Doch die Menschen hätten die Schriften so sehr verfälscht, dass nur wenig von der ursprünglichen Botschaft übrig blieb.

Aus diesem Grund schickte er einen letzten Propheten, Mohammed, und diesmal bewahrte Gott den Koran vor jeglichen Verfälschungen.

Der Koran wurde zu Lebzeiten Mohammeds von einer Vielzahl von Personen auswendig gelernt

Der Koran wurde zu Lebzeiten des heiligen Propheten Mohammed (570-632 n. Chr.) von seinen Gefährten und zahlreichen zum Islam konvertierten Zeitgenossen auswendig gelernt. Das Auswendiglernen war zur damaligen Zeit weit verbreitet, da nur wenige die Kunst des Lesens und Schreibens beherrschten.

Die Reimform vieler Kapitel des Korans im arabischen Original und die Tatsache, dass das Rezitieren von Koranstellen Bestandteil des Gebets im Islam ist, erleichtern außerdem erheblich das Auswendiglernen.
Die Reimform des Koran macht es möglich, sich die Verse ohne Schwierigkeiten zu merken.

Koran wurde zu Lebzeiten Mohammeds niedergeschrieben

Des Weiteren ließ Mohammed noch zu Lebzeiten den Koran unter seiner Aufsicht niederschreiben. Jedoch wurde dies lose auf Leder, Papyrus oder anderen Materialien gemacht. Unter den Schreibern befanden sich seine vier engsten Gefährten (Abu Bakr, Uthman, Ummar und Ali), welche die Offenbarungen unmittelbar vom Propheten bereits auswendig gelernt hatten.

Der erste Koran in Buchform

Der erste Koran in Buchform (arabisch „Muschaf“) entstand kurz nach dem Ableben des heiligen Propheten, unter Anordnung und Aufsicht von dem damaligen ersten Kalifen Abu Bakr (573-634 n. Chr.), einem der engsten Gefährten Mohammeds.
Für jeden aufgeschriebenen Abschnitt mussten zwei Zeugen bestätigen, dass die Worte auf den Propheten Mohammed zurückgehen.

Die erste offiziell gültige Version des Korans

Als Abu Bakr sich als Kalif durchsetzte, ließ er alle anderen Versionen des Koran, die z.B. eine andere Anordnung der Suren aufwies, etc. vernichten und ausschließlich seine Version für gültig erklären. Sein Nachfoger Uthmann (Osman) ibn Affan (574-656) ließ Kopien davon anfertigen und fünf Abschriften nach Mekka, Medina, Damaskus, Basra und Kufa schicken. So verbreitete sich die Version Abu Bakr’s.

Der Koran im Dialekt des Propheten wird zur einzig gültigen Fassung erklärt

Das so entstandene „Muschaf Abu Bakr“ existierte in sieben verschiedenen Stammesdialekten. Obwohl die Bedeutung der Offenbarung durch die verschiedenen Dialekte nicht entstellt wurde, hat man unter der Herrschaft des dritten Kalifen Uthmann ibn Affan (574-656n. Chr.) veranlasst, dass nur noch die Abschriften mit dem Dialekt des Propheten (das spätere Hocharabisch) existietren sollten. Man ließ alle anderen Abschriften vernichten um Streitigkeiten bezüglich der Aussprache und Art der Rezitation zu verhindern.                                                       
Diese Fassung entspricht der heute allgemein gültigen.

Dem Koran werden die Vokalisiertungszeichen hinzugefügt

Die arabische Sprache besteht lediglich aus Konsonanten und man erhält die Vokalisierung erst duch Setzung eines Striches unter oder über dem Konsonanten. In einigen seltenen Fällen kann, je nachdem, ob der Strich oben oder unter gesetzt wird, kann das Wort eine andere Bedeutung bekommen.
Unter der Herrschaft Abd al-Malik (646-705 n. Chr.), Kalif der Umayyaden, wurde die Zeichensetzung in Bezug auf die Vokalisierung mit Hilfe des Grammatikers Abu al-Aswad al-Du’ali eingeführt.

Konnte der Koran bei der Vokalisierung verfälscht werden?

Da die muslimische Gemeinschaft immer größer wurde und immer mehr Menschen das heilige Buch auswendig konnten, wäre eine Abweichung von der ursprünglichen Überlieferung sofort aufgefallen und die Gläubigen hätten lautstark protestiert. Davon ist aber geschichtlich nichts bekannt, was bedeuten muss, dass der Koran dabei nicht verfälscht wurde. Des Weiteren wurde die Vokalisierung unter Aufsicht vertrauenswürdiger Zeugen vorgenommen.

Außerdem würde ein Wort, das die falschen Vokalisierungszeichen hätte sofort auffallen, weil es in den Kontext nicht passen würde. Und es kommt eher selten vor, dass durch die flasche Setzung von Vokalisierungszeichen ein neues Wort entsteht. Meist sind es Wörter die keinen Sinn mehr ergeben.

Wo befinden sich die ältesten Koran-Manuskripte?
Manuskripte aus der Zeit kurz nach dem Tod des Propheten existieren heute noch an mehreren Orten der Welt.
So gibt es etwa eines:

-im Topkapi-Museum in Istanbul/Türkei,                                                                                                                                         
-ein anderes im Museum für türkische und islamische Kunst in Istanbul/Türkei, 
                                                                                                    
-ein weiteres in der al-Hussein Moschee in Kairo/Ägypten,    
                                                                                                          
-in der Ägyptischen Nationalbibliothek in Kairo/Ägypten,                                                                                                                              
-im Institut für orientalische Studien in St. Petersburg in Russland                                                                                                                  
-oder etwa in der Khast Imam Moschee in Taschkent/Samarkand in Usbekistan.

All diese Manuskripte entsprechen inhaltlich der heute gültigen Fassung des Korans, wobei das Exemplar aus dem Topkapi-Museum in Istanbul und das Exemplar aus der al-Hussein Moschee in Kaoiro/Ägypten über 99% des Korantextes enthalten.

Doch woher weiß man aus welcher Zeit die Manuskripte stammen?

Man hat zwei Möglichkeiten, dies zu ermitteln:

1. Durch eine sogenannte „Radiokohlenstoffdatierung“ wird das Alter der Pergamente festgestellt, auf denen die Manuskripte verfasst wurden. Man fand so heraus, dass die Pergamente aus einem Zeitraum zwischen dem ersten und dem zweiten Jahrhundert des Islam stammen.

2. Da die Manuskripte in sogenannter „Kufi“-Schrift, manche in „Hidschaz“-Schrift verfasst sind und diese Schrift zu der Zeit kurz nach dem Ableben des Propheten Mohammed verbreitet waren, kann man davon ausgehen, dass die oben genannten Manuskripte auf die Zeit kurz nach dem Tod Mohammeds zurückgehen, also Originale Uthmans oder direkte Kopien der Fassungen Uthmans sind.

Auf welche Zeit geht die „Kufi“-Schrift zurück?

Die Behauptung, dass die kufische Schrift frühestens 200 Jahre nach dem Ableben des heiligen Propheten entstand, ist nicht wahr, denn es gibt zahlreiche Belege dafür, dass die „Kufi“-Schrift bereits vorher verbreitet war. Wie zum Beispiel:

-die Inschrift auf der Kupferkuppel des Felsendoms in Jerusalem, welcher 691-692 n.Chr. gebaut wurde. Geschrieben in Kufi-Schrift.
-oder eine Steininschrift, welche den Ausbau einer Straße behandelt und das Datum der Fertigstellung im Jahr 73 islamischer Zeitrechnung (695 n. Chr.) erwähnt. Aufbewahrt im Israel-Museum in Jerusalem.

Fazit: Kufi-Schrift existierte bereits kurz nach dem Ableben des Propheten, wahrscheinlich schon vor dem Tod von Aischa bint Abu Bakr die 678 n. Chr. starb, wenn nicht sogar schon während der Lebzeit Mohammeds

Der älteste Koran- Die Funde in der Sanaa-Moschee im Jemen

Das allerälteste heute bekannte Koran-Manuskript ist jener, welcher bei Renovierungsarbeiten der großen Moschee von Sanaa im Yemen 1972 von Bauarbeitern zufällig gefunden wurde. Dabei stürzte die Dachkammer der Moschee ein und enthüllte mehrere verschiedene Koranmanuskripte, insgesamt sind es ca. 40.000 einzelne Blätter. Bis heute hat man ca. 15.000 davon restauriert.

Ein Manuskript davon, das sogenannte „Sanaa-Palimpsest“ bestehend aus Fragmenten des Korans mit insgesamt 80 Blättern (etwa 50% des heutigen Koran), ist auf einem Pergament geschrieben, welches vorher bereits beschriftet gewesen war, ausgewaschen und neu beschriftet wurde.
Ob es ursprünglich ein vollständiger Koran war, weiß man nicht. Man kann aber ausschließen, dass es Fragmente mehrerer verschiedener Korane sind, da jedes Kapitel und jeder Vers nur einmal vorkommt.

Der Text mit dem das Pergament neu beschriftet wurde entspricht dem heute gültigen Koran!

Man konnte durch ultraviolettes Licht die ausgewaschenen Schriftzeilen teilweise sichtbar machen und fand heraus, dass der untere Text nicht widersprüchlich zur heute gültigen Fassung war. Jedoch fand man:

-geringe Abweichungen im Text bezüglich der Rechtschreibung,   

-dass gewisse Wörter oder Wortgruppen fehlten oder durch Synonyme ersetzt waren und dass nicht arabische Wörter vorkamen                                                                                                                                                             
-Abweichungen in der Anordnung der Kapitel (Suren)                                                                                                       
-Abweichungen in der Numerieung der Verse                                                                                                                                           
-Des Weiteren war der Text in der sogenannte „Rasm“-Form verfasst, d.h. ohne „diakritische Punkte“ oder Vokalisierungszeichen, welche die Buchstaben eindeutig voneinander unterscheiden.

Dieses Palimpsest ist das älteste heute bekannte Koran-Manuskript.
Da die „Hidschazi“-Schrift in der es verfasst ist älter ist als die sogenannte „Kufi“-Schrift schätzt man es auf die Zeit Mitte des ersten Jahrhunderts nach dem Ableben des Propheten Mohammed (ca. 670-680 n. Chr.). Dies ist durch eine Radiokohlenstoff-Untersuchung des Pergaments bestätigt worden.

Das bedeutet, dass es aus der Zeit stammt in der Aischa bint Abu Bakr (612-678 n. Chr.), Ehefrau des Propheten, noch lebte.

Was haben die Abweichungen im ausgewaschenen Text zu bedeuten?

Zunächst muss erwähnt werden, dass

-weder die abweichende Anordnung der Kapitel                                                                                                                                          
-noch die abweichende Ansicht bezüglich der Frage wo ein Vers endet und ein anderer beginnt (Numerierung der Verse),                                                                                                                                                                                                       
-noch die geringfügigen Variationen im Text den Sinn und die Botschaft an irgendeiner Stelle im Koran verändern.

Da der ausgewaschene Text des Sanaa-Palimpsests im Vergleich zu den anderen bekannten Manuskripten aus dem Zeitraum das einzige ist, welches aus der Norm fällt ist es naheliegend, dass es sich um nicht offiziell gültige Notizen einer Privatperson handeln muss.

Abweichungen und kleinere Fehler sind deshalb nichts Erstaunliches, da für persönliche Aufzeichnungen keine Zeugen anwesend sein mussten wie bei der offiziell gültigen Fassung.

Warum wurde der ursprüngliche Text ausgewaschen?

Da es verboten war, von der offiziellen Fassung abweichende Versionen des Koran aufzubewahren, hat man den Text ausgewaschen anstatt das teure Pergament zu vernichten und mit dem offiziell gültigen Text ersetzt.
Es ist nicht außergewöhnlich, dass Pergamente zu damaliger Zeit ausgewaschen und wiederbeschriftet wurden. Pergamente waren sehr teuer und man vermied es deshalb Pergamente wegzuschmeißen oder zu vernichten. Deshalb wurde vermutlich der Text, welcher nicht der einzig gültigen Uthman-Version entsprach ausgewaschen und durch den offiziellen Text ersetzt.

Man fand im ausgewaschenen Text sowohl Worte, die minimal von der heutigen Fassung abweichen als auch nicht-arabische Worte
Aber: der Sinn des Koran war dadurch nicht verfälscht!

Die sieben Dialekte, die früher üblich waren:

Es ist allgemein bekannt, dass der Koran ursprünglich in sieben Dialekten offenbart wurde, die alle vom Propheten Mohammed als gültig erklärt wurden („sieben Lesearten des Koran“).

Unter der Herrschaft des Kalifen Uthman wurde aber, weil eine Vielzahl von Leuten aus der Gemeinde anfing sich über die Leseart zu streiten, nur noch einer von den sieben Dialekten zugelassen (der Dialekt des Propheten) und wurde zur einzig zulässigen Version erklärt.

Da es sich beim Sanaa-Palimpsest offensichtlich um nicht offizielle Notizen handelt, wäre es nicht erstaunlich, wenn im ausgewaschenen Text Worte in einem Dialekt (mit aramäischem Einfluss) verwendet wurden, welcher für die gesetzlich gültige Version nicht mehr zulässig war. Da diese alten Dialekte heute nicht mehr bekannt sind, werden sie für nicht-arabisch gehalten.

Der Einfluß der aramäischen Sprache

Da außerdem zur damaligen Zeit die aramäisch-sprechenden Völker mit den arabisch-sprechenden Völkern auf einem Raum lebten, gab es arabische Dialekte, die vom Aramäischen beeinflusst waren. Diese Dialekte sind heute nicht mehr bekannt und werden somit als nicht-arabisch angesehen.

Das Weglassen der Buchstaben "Alif" oder "Ya"

Das Phänomen, dass in den älteren Manuskripten die Buchstaben „Alif“ oder „Ya“ (welche bewirken, dass man einen Vokal in der Aussprache langzieht) nicht oder kaum verwendet wurden ist wohlbekannt und ändert nichts an der Bedeutung des jeweiligen Wortes. Zum Beispiel: Die Rechtschreibung ohne „ Alif“ für Koran wäre Koran und mit „Alif“ Koraan. Oder die Rechtschreibung für „Ibrahim“ wäre mit „Ya“ Ibrahiim und ohne „Ya“ Ibrahim.

Warum fehlten Wörter oder Wortgruppen und warum waren Wörter durch Synonyme ersetzt?

Zunächst muss festgehalten werden, dass die Abweichungen, die im ausgewaschenen Text des Sanaa-Palimpsests gefunden wurden von geringer Bedeutung sind und nichts an der Bedeutung der jeweiligen Aussage im Koran ändern.

So ist etwa in der heute gültigen Ausgabe des Koran in Sure 9:73 das Wort „dschahannam“ (=„Hölle“) zu finden wohingegen im ausgewaschenen Text des Sanaa-Palimpsests an der entsprechenden Stelle „naru“ (=“Feuer“) vorkommt.

Ebenso findet man in der heutigen Ausgabe des Koran in Sure 9:74 folgenden Text:

„Sie schwören bei Gott, sie hätten nichts gesagt. Sie haben es aber gesagt, das Wort des Unglaubens und sie sind wieder in den Unglauben verfallen nachdem sie den Islam angenommen hatten.“

Wohingegen im ausgewaschenen Text des Sanaa-Palimpsests „...und sie sind wieder in den Unglauben verfallen nachdem sie den Islam angenommen hatten fehlt.

Wenn man an der Theorie festhält, dass es sich beim Sanaa-Palimpsests um persönliche Notizen handelt und keine offizielle Ausgabe des Koran, sind Flüchtigkeitsfehler nichts Ungewöhnliches, da hierfür keine zwei Zeugen nötig sind wie für eine Niederschrift eines offiziell gültigen Koran.

Warum waren die Verse anders numeriert?

Bezüglich der Frage wo ein Vers endet und ein anderer beginnt war man sich und ist man sich immer noch nicht wirklich einig, denn der Prophet legte dies nicht eindeutig fest.

Er deutete das Ende eines Verses vielmehr durch eine kleine Pause bei der Rezitation an. Da es jedoch Unstimmigkeiten darüber gibt, ob der heilige Prophet tatsächlich innehielt oder nur einen Atemzug nahm, gibt es verschiedene Ansichten über die Numerierung der Verse. Deshalb ist es nichts Außergewöhnliches, dass im ausgewaschenen Text die Verse anders numeriert waren.

Man kann aber davon ausgehen, dass die Numerierung der heute gültigen Fassung diejenige ist die auf den Propheten zurückgeht, das Abu Bakr, einer der engsten Gefährten des Propheten diese festlegte.

Warum waren die Suren anders angeordnet?

Obwohl die Suren im ausgewaschenen Text im Vergleich zur zulässigen Version anders angeordnet waren kann man eines ausschließen: Dass die abweichende Anordnung der Suren im ausgewaschenen Text der Anordnung entspricht, die auf den Propheten zurückgeht, denn:
- Es handelt sich um ein einziges abweichendes Exemplar im Vergleich zu den anderen Exemplaren,
- die Abweichungen wurden korrigiert (ausgewaschen und neu beschriftet) mit der Anordnung der heute gültigen Fassung

Waren Mißverständnisse der koranischen Botschaft möglich aufgrund der "Rasm"-Form?

Der ausgewaschene Text des Sanaa-Palimpsests bestand aus einer sogenannten „Rasm“-Schrift, d.h. aus lediglich 18 Konsonanten und einige davon konnten unterschiedlich ausgesprochen werden. Demnach konnten die jeweiligen Wörter unterschiedliche Bedeutungen haben.
Es wurden keine „diakritischen Punkte (ein, zwei oder drei Punkte unter oder über dem Konsonanten) verwendet, welche jene Buchstaben, welche optisch identisch sind, voneinander unterscheiden.

Vokalisierungszeichen (heute Striche, früher große Punkte welche entweder unter oder über dem Konsonanten plaziert werden, um ihm die Vokale anzufügen) fehlen bei der „Rasm“-Schreibweise ebenfalls.
Der neu beschriftete Text hingegen, der wahrscheinlich noch zu Lebzeiten von Aischa bint Abu Bakr (678 n. Chr. gestorben) existierte weist sehr wohl „diakritischen Punkte  und Vokalisierungszeichen auf!

Im heutigen arabisch sprechenden Raum werden keine Vokalisierungszeichen verwendet

Im arabisch-sprachigen Raum werden übrigens heute noch kaum Vokalisationszeichen verwendet. Sowohl in Zeitungen, Medien als auch in der Literatur findet man Texte ohne Vokalisationszeichen. Trotz dieser Tatsache wird der Text von den Arabern verstanden, da sich aus dem Kontext ohne Schwierigkeiten die Bedeutung erschließen lässt.

Durch die auswendig gelernten Verse diente das Geschriebene in Rasm-Form eher als Übersicht oder „Merkzettel“

Dadurch, dass zur damaligen Zeit das Lesen und Schreiben noch nicht sehr verbreitet war, spielte das Auswendiglernen von Texten eine sehr dominante Rolle.
Geschriebenes in „Rasm“-Form diente somit eher dazu, eine Übersicht über den auswendig gelernten Text zu haben- wie ein Leitfaden.

Teile des Saana-Palimpsestes weisen sehr wohl Vokalisierungszeichen und „diakritische Punkte“ auf

Der Sanaa-Codex DAM 01-28.1 aus dem späten ersten Jahrhundert des Islam etwa oder der Text, mit welchem das Sanaa-Palimpsest nach dem Auswaschen beschriftet wurde weisen sehr wohl die oben erwähnten „diakritische Punkte“ auf, welche die Unterscheidung der Konsonanten voneinander ermöglichen. Es ist also nicht in „Rasm“-Form verfasst! Sie existierten wahrscheinlich noch zu Lebzeiten von Aischa bint Abu Bakr (gestorben 678 n. Chr.), Ehefrau des Propheten.

Älterster Koran mit Vokalisierungszeichen

Eines der ältesten Koran-Manuskripte mit Vokalisationszeichen ist der sogenannte „Große Umayyaden-Koran“, der sich unter den Sanaa-Funden befand. Dieser weist deutlich die Vokalisationszeichen in Form von großen roten Punkten auf.

Das Manuskript wird auf das späte erste Jahrhundert des Islam datiert und wird im Dar al- Makhtutat, Yemen aufbewahrt.

Ur-Koran auf aramäisch?

Es existiert ein Buch mit dem Namen »Die Syro-Aramäische Lesart des Koran: Ein Beitrag zur Entschlüsselung der Koransprache » von einem gewissen Herrn Christoph Luxenberg, in welchem behauptet wird, dass die eigentliche Sprache des Koran aramäisch gewesen wäre und somit viele Stellen im Koran eine ganz andere Bedeutung haben müssen als bisher angenommen.

Dies sind aber nichts weiter als unhaltbare Behauptungen ohne jegliche Grundlage, wie man im Folgenden sehen wird!

Dazu muss man wissen, dass sich die arabische und die syro-aramäische Sprache zur damaligen Zeit die Aussprache vieler Wörter teilten, wobei in manchen Fällen die Bedeutung die gleiche war, in anderen Fällen wiederum abweichend.

Konkret geht der Autor davon aus, dass der Koran sehr wohl dem Propheten von Gott offenbart wurde- aber auf syro-aramäisch!

Der Grund sei, dass Arabisch angeblich vor der Niederschrift des Koran gar keine Schriftsprache gewesen sei sondern das Aramäische die Verkehrssprache war.

Der ursprüngliche Sinn sei anschließend verzerrt worden, da angeblich die Schreiber des Koran von der arabischen Bedeutung der jeweiligen Worte ausgegangen seien und ignorierten, dass eigentlich auf aramäisch etwas ganz anderes gemeint sei.

So sei etwa mit dem koranischen Ausdruck „Huri“, der auf arabisch „Jungfrauen von strahlend weißer Unschuld“  bedeutet, eigentlich der aramäische Wortsinn „weiße Weintrauben“ gemeint.

Jedoch sind diese Behauptungen völlig absurd, denn:

Erstens:

Es ist geschichtlich überliefert, dass der Prophet Mohammed dem Stamm der „Quraisch“ angehörte, deren Dialekt das heutige Hocharabisch darstellt.
Mohammed sprach demnach eben diesen arabischen Dialekt. Dass der Koran dem Propheten in einer ihm schwer verständlichen Sprache offenbart worden sei ist lächerlich!


Zweitens:

Die arabische Schriftsprache war sehr wohl bereits Jahrhunderte vor dem Islam etabliert, was eine Anzahl von datierten Inschriften belegen (siehe weiter unten).

Und selbst wenn die arabische Schriftsprache zur Zeit der Offebarung nicht etabliert gewesen wäre- die mündliche Sprache war es allemal. Und da die Offenbarung mündlich erfolgte und der Prophet arabisch sprach kann der Wortsinn des Koran nur arabisch gewesen sein!

Beispiele für arabische Schrift vor dem Islam:

-Dreisprachige Inschrift (Griechisch, Syrisch und unten Arabisch) des Türsturzes des Martyrions der "Bakchos und Sergios"-Kirche  in Syrien, entdeckt von J. G. Wetzstein. Aus dem griechischen Text geht das Entstehungsdatum 512 n. Chr. hervor. Die arabische Schrift befindet sich auf dem unteren Teil des Türsturzes.

-Grabstein von Imru'l Qais, Sohn eines Araberkönigs. Das Sterbedatum, 328 n. Chr. wird erwähnt. Gefunden in der Nähe von Damaskus. Heute aufbewahrt im Louvre-Museum in Paris.

Drittens:

 Wenn man die jeweiligen Stellen des Koran im aramäischen Wortsinn wiedergibt, ergibt sich keineswegs ein besserer Sinn- im Gegenteil:

« ...Gelehnt werden sie sein auf Ruhebetten in Reihen. Und wir werden sie mit Huris vermählen... » (Sure 52 :20 ff)

« …Dort wird es allerlei Früchte, Palmen und Granatäpfel geben. Welch' Gnad eures Herren wollt ihr für Lüge erklären? Und gütige und schöne Wesen sind darin. Welch' Gnad eures Herren wollt ihr für Lüge erklären? Huris, wohlbehütet in Zelten sie sind. Welch' Gnad eures Herren wollt ihr für Lüge erklären? Berührt hatten sie vorher weder Menschen noch Dschinn. Welch' Gnad eures Herren wollt ihr für Lüge erklären?" (Sure 55:68 ff.)

Ersetzt man „Huris“/Jungfrauen mit „weißen Weintrauben“, erscheinen die hier mit roter Farbe markierten Stellen völlig unsinnig!!

Des Weiteren ist in Sure 38:52 von paradiesischen Jungfrauen die Rede wobei nicht das Wort „Huri“, sondern das arabische Wort „qaasirat“- was nur für eine Person stehen kann- verwendet wird.

„Qaasirat“ kommt vom arabischen Verb „vermindern“ und heißt soviel wie „jung; niederen Alters“.

Hier ist jede Möglichkeit ausgeschlossen,  "Weintrauben" hineinzuinterpretieren.

« …Und bei ihnen werden Jungfrauen (qaasirat) sein, deren Blicke nur ihnen gelten, Gefährtinnen gleichen Alters… » (Sure 38:52)


Viertens:

Es wird völlig unsinnig behauptet, dass in den Versen 38:54 (»Wahrlich, das ist Unsere Gabenfülle, nie wird sie sich erschöpfen ») der Ausdruck „rizq“ Nahrung bedeute und somit besser zu seiner Auslegung mit den „Weintrauben“ passe.

Dabei weiß jeder arabische Muttersprachler, dass „rizq“ nicht "Nahrung" im eigentlichen Sinne heißt, sondern „Versorgung/Gabenfülle Gottes“ bedeutet.
Hieran erkennt man wie wenig Kenntnisse in der arabischen Sprache der Autor hat und wie willkürlich seine Behauptungen sind.


Fünftens: 

Wenn die Behauptung stimmen würde, dass man den Koran auf aramäisch lesen müsse dann müsste der gesamte Koran in sich unschlüssig sein und auffällig merkwürdige Inhalte aufweisen.

Der Koran ist aber nachweislich in sich absolut schlüssig, verständlich und wirft keinerlei Widersprüche auf in seinen Aussagen. Demnach kann man sich vollkommen sicher sein, dass er auf arabisch offenbart wurde.

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